Editorial

2022 war ein Jahr voller Herausforderungen.

Liebe Leserin, lieber Leser

Neues Jahr, neue Krisen – dieser Gedanke drängt sich auf, wenn man das Jahr 2022 Revue passieren lässt. Kaum hatte sich nach zwei Jahren eine Entspannung rund um die Pandemie angedeutet, rückten neue Herausforderungen in den Fokus. Der Krieg in der Ukraine hat das Jahr massgeblich geprägt. Volatile Finanzmärkte, Inflation und sinkende Kaufkraft, aber auch stärkere Migrationsbewegungen, waren die Folgen.

Wir dürfen es vorwegnehmen: Die CSS konnte sich in diesem schwierigen Umfeld erneut behaupten. Dazu brauchte es einen besonderen Effort. Wir bedanken uns herzlich bei unseren 2 782 Mitarbeitenden. Sie setzten sich Tag für Tag dafür ein, dass unsere Kundinnen und Kunden mit ihren Anliegen Gehör und Unterstützung fanden.

Nach zwei Jahren mit stagnierenden Gesundheitskosten gestalteten sich die Rahmenbedingungen für die Prämienrunde 2023 anspruchsvoll: Unruhige Finanzmärkte, Leistungskosten, die stark anzogen und die Umsetzung der Fusion der Gesellschaften CSS Kranken-Versicherung AG und Arcosana. Diese Konstellation resultierte in einer höheren Kündigungsquote als in den Vorjahren. Nach zwei Jahren mit einem ausserordentlich hohen Wachstum standen 2022 die Zeichen auf Konsolidierung. Mit rund 1,5 Millionen Ver­sicherten ist die CSS jedoch nach wie vor der führende Grundversicherer der Schweiz.

Ob der Kompass eines Unternehmens richtig gestellt ist, zeigt sich in herausfordernden Zeiten. Dann muss die Unternehmensstrategie beweisen, dass sie Gegenwind standhält. Mit einem Unternehmensergebnis von rund 54 Millionen Franken beweist die CSS einmal mehr Verlässlichkeit und Stabilität. Das Geschäftsjahr 2022 reiht sich ein in eine Serie von dreizehn positiven Jahresergebnissen.

Im Jahr 2022 war unser Kerngeschäft geprägt von stark steigenden Gesundheitskosten. Entgegen den ersten Erwartungen hatte die Pandemie das Kostenwachstum zunächst gedrosselt. Dann setzte sich aber der Anstieg fort, wie wir ihn aus Vor-Corona-Zeiten kannten. Hinzu kam ein Nachholeffekt aus der Zeit, als nicht dringende Eingriffe aufgeschoben wurden.

Wo immer möglich, trägt die CSS dazu bei, den Anstieg der Gesundheitskosten zu dämpfen. Direkt beeinflussen können wir die Kostenentwicklung vor allem über zwei Faktoren: durch eine sorgfältige Kontrolle der jährlich eingehenden 25 Millionen Rechnungen und durch unsere tiefen Verwaltungskosten. Indem die CSS die Rechnungen eingehend prüft, verhindert sie ungerechtfertigte Ausgaben von 743 Millionen Franken. Die Ausgaben für den eigenen Betrieb betragen nur 7,5 Prozent eines Prämienfrankens – ein im Vergleich mit den Mitbewerbern sehr guter Wert.

«Stabilität und Verlässlichkeit bilden die Eckpfeiler unserer Finanzpolitik. Dadurch steht die CSS auch in anspruchsvollen Zeiten auf einem stabilen finanziellen Fundament.»

Jodok Wyer

Die Auswirkungen der globalen Verwerfungen zeigten sich auch an den Kapitalmärkten. In den vergangenen Jahren waren die Gewinne willkommene Prämienstützen. In diesem Jahr fielen die Renditen deutlich tiefer aus. Dennoch dürfen wir sagen, dass die CSS finanziell kerngesund ist.

Nicht nur die stark steigenden Gesundheitskosten haben die CSS 2022 vor Herausforderungen gestellt. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) untersuchte die Zuordnung der Verwaltungskosten auf die Grund- und auf die Zusatzversicherung. In einer Verfügung äusserte die FINMA die Ansicht, dass die CSS die Verwaltungskosten einseitig zulasten der Zusatzversicherung alloziert habe. Aus diesem Grund sollte die CSS Prämien an die Zusatzversicherten zurückzahlen. Die CSS hat dazu eine klare Haltung: Im Zusammenhang mit der Zuordnung von Verwaltungskosten bestanden bisher keine regulatorischen Vorgaben. Wir haben uns deshalb entschieden, diese Frage gerichtlich prüfen zu lassen. Wir versprechen uns von diesem Schritt Klarheit darüber, wie die CSS, aber auch die gesamte Branche, mit dem vorhandenen Ermessensspielraum künftig umgehen soll.

«Die CSS ist finanziell kerngesund – das Resultat einer langfristig ausgerichteten Strategie und nachhaltigen Unternehmensführung. Das schafft die Grundlage um in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu investieren.»

Philomena Colatrella

Auf strategischer Ebene beschäftigte uns die Transformation zur Gesundheitspartnerin. Die CSS hat sich vor sieben Jahren eine umfassende Begleitung der Kundinnen und Kunden auf die Fahne geschrieben. Wir unterstützen unsere Versicherten beim Gesundbleiben, Gesundwerden und im Umgang mit einer Krankheit. Diesen Weg beschreiten wir konsequent weiter. So ergänzen wir unser Angebot laufend durch neue Dienstleistungen, zum Beispiel die 2022 ins Leben gerufenen CSS-Gesundheitscoachs. Sie bieten eine kostenlose Erstberatung zu Themen rund um Ernährung, Bewegung, Schlaf oder mentale Gesundheit. Das Angebot stösst auf sehr positive Resonanz. Über den Erwartungen liegt auch die Nutzung unserer digitalen Services wie des Kundenportals «myCSS» oder der App «active365». Die App honoriert einen aktiven und gesunden Lebensstil.

Stark gefordert hat uns 2022 auch die Vorbereitung der Fusion der Grundversicherungsgesellschaft Arcosana mit der CSS Kranken-Versicherung AG – ein Grossprojekt, das wir in kurzer Zeit erfolgreich abgewickelt haben. Mit diesem Schritt beenden wir unsere Mehrkassenstrategie. Die CSS führt fortan in der Grundversicherung nur noch einen Anbieter. Unser Anspruch ist es, das Kerngeschäft mit hoher Qualität, grosser Kompetenz bei gleichzeitig schlankem Haushalt zu führen. So sind wir in der Lage, auch in herausfordernden Zeiten in die Weiterentwicklung des Unternehmens zu investieren und so seine Zukunft sicherzustellen. Zugleich leisten wir damit einen Beitrag zur Stärkung des Gesundheitssystems. Dazu fühlt sich die CSS verpflichtet, denn Solidarität als Grundwert ist tief in ihrer DNA verankert. Der Zugang zu einer qualitativ hochstehenden und finanzierbaren Versorgung für alle muss auch in Zukunft gewährleistet sein.

Ein unverzichtbarer Ansatz, um das Gesundheitswesen finanzierbar zu halten, ist die Digitalisierung. Mit der Plattform «Well» möchten wir die Versorgung digitaler und integrierter gestalten. Die Partner Medi24, Visana und Zur Rose teilen unsere Vision und die Einschätzung, dass eine Plattform wie «Well» grosses Potenzial bietet. Erfreulicherweise sind mit der Klinikgruppe Aevis Victoria und dem Gesundheitsdienstleister Galenica weitere starke Partner hinzugekommen. Die neuen Investoren schaffen Zugang zu modernen Kliniken und einem umfassenden Apothekennetzwerk.

Wir sind überzeugt: Wenn wir das Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen und wenn politische Reformen gelingen, lassen sich die Gesundheitskosten dämpfen. Deshalb engagiert sich die CSS für einen neuen Arzttarif und eine einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen. Diese hat 2022 eine wichtige Hürde genommen und trägt hoffentlich künftig dazu bei, die Prämienzahlenden zu entlasten.

2022 stand nicht nur im Zeichen unterschiedlicher Herausforderungen, sondern auch des persönlichen Austauschs. Nach zwei pandemiegeprägten Jahren ist ein guter Teil des Soziallebens in unser Unternehmen zurückgekehrt. Dieses Jahr haben wir dazu genutzt, um das Beste aus zwei «Welten» – die Flexibilität des Homeoffice und den wertvollen Austausch vor Ort – in einer neuen Arbeitswelt zu vereinen.

Die CSS versteht sich als lernendes Unternehmen, das sich dem Wandel kontinuierlich anpasst. Seit der Gründung 1899 hat sich die CSS von einer Selbsthilfeorganisation zu einer Holding entwickelt, deren einziger Aktionär der CSS Verein ist. Die Transformation von der reinen Zahlstelle zur Gesundheitspartnerin ist in vollem Gange. Am augenfälligsten verkörpert das neue Logo diese Entwicklung. Das fliessende Symbol steht für Aufbruch, Modernität und Bewegung. Wir freuen uns, dass es sich schnell etabliert hat.

Das kommende Jahr steht im Zeichen dieser kontinuierlichen Erneuerung. An der Spitze des Verwaltungsrates kommt es im Frühjahr 2023 wie geplant zu Neuwahlen. Die Vorbereitungen für eine reibungslose Übergabe der Ämter des Verwaltungsratspräsidenten und der Verwaltungsratsvizepräsidentin sind seit Längerem im Gange. Der sich neu konstituierende Verwaltungsrat kann ein finanziell kerngesundes und für die Zukunft gerüstetes Unternehmen übernehmen.

Jodok Wyer
Verwaltungsratspräsident

Philomena Colatrella
CEO